Freitag, 18. März 2011

Gedanken

Die Kraft der Negativität…

Von Ralf Senftleben

Nehmen wir an, Sie haben etwas Gutes geleistet. Vielleicht haben Sie etwas Tolles gekocht. Oder Sie haben ein ausdrucksstarkes Bild gemalt. Oder Sie haben im Büro einen guten Bericht geschrieben.

Und weil Sie es gut gemacht haben, bekommen Sie 9 nette, lobende, positive Rückmeldungen auf Ihr Tun. Aber Sie bekommen auch eine gemeine, abwertende, kritische Anmerkung zu dem, was Sie geleistet haben.

Was wird Sie jetzt mehr beschäftigen? Sind es die neun bestärkenden Feedbacks? Oder ist es die eine hässliche Bemerkung?

Wenn es Ihnen genauso geht, wie den meisten von uns, dann wird Sie die Kritik mehr beschäftigen. Vielleicht entwertet die eine Kritik in Ihrem Empfinden sogar Ihre Leistung. Und das, obwohl das Verhältnis von Gut zu Schlecht 9 zu 1 steht.

Irgendwie ist das schon seltsam, oder? Das Schlechte scheint in unserem menschlichen Empfinden deutlich schwerer zu wiegen, als das Gute.
Das führt mich zu einer interessanten Idee: Wenn wir also die negativen Dinge viel stärker wahrnehmen, als die positiven Aspekte des Lebens und wenn wir die positiven Aspekte eher ausblenden, dann bedeutet das eines:
Und zwar, dass die Welt objektiv betrachtet wesentlich besser ist, als wir sie empfinden.

Es ist nicht die Welt da draußen, die durchgängig negativ ist. Es ist die Brille, durch die wir schauen, die die Wirklichkeit verzerrt.

Wir leben hier zum Beispiel in einem reichen Land, wir haben Frieden, niemand muss hungern oder frieren, die Sterblichkeitsrate bei Kleinkindern ist extrem niedrig im Vergleich zu vielen anderen Ländern. Mehr als 90% der arbeitsfähigen Menschen haben Arbeit und der Rest muss nicht betteln oder verhungern, sondern wird vom Staat unterstützt. Und bei uns kann man kostenlos zur Schule gehen und kostenlos oder zu sehr geringen Gebühren studieren.
Aber worüber reden wir mit unseren Nachbarn oder Kollegen? Über die Dinge, die nicht stimmen.

Und bevor jetzt der große Aufschrei losgeht: Ja, natürlich gibt es Missstände und Ungerechtigkeiten. Genauso, wie es eben die vielen positiven Seiten unseres Lebens gibt.

Ich sage nicht, dass wir alle nur noch mit einer rosaroten Brille durch die Gegend laufen und die Missstände ignorieren sollten. Ich sage nur: Freunde,… nehmt mal ab und zu einen tiefen Atemzug und schaut bitte auch mal hin, was es alles Gutes gibt.

Denn wenn man nur auf die schlechten Dinge schaut (und unser Gehirn scheint uns ja dazu zu verleiten), dann kommt man irgendwann zu dem Schluss, dass wir in einer schlechten, ungerechten, zynischen Welt ohne Mitgefühl leben. Das tun wir aber nicht. Wer sich die Mühe macht, nach dem Guten in der Welt zu suchen, der wird überall fündig werden. Man muss dazu nur erst einmal verstehen, dass wir alle diesen Negativfilter im Kopf haben.Und man muss diesen Filter dann bewusst übersteuern.
Warum soll man auch mal auf das Gute schauen?

Ganz einfach: Damit man die Hoffnung und den Glauben an das Gute nicht verliert. Und damit man handlungsfähig bleibt. Denn Hoffnung, Glauben und Handlungsfähigkeit braucht man, wenn man wirklich etwas zum Besseren in der Welt verändern will.

Mal nebenbei: Stellen Sie sich vor, Sie stellen etwas wirklich Gutes auf die Beine. Und Sie bekommen 9 positive Rückmeldungen darauf und einer kritisiert Ihr Tun wieder auf eine hässliche Art. Und stellen Sie sich vor, Sie würden daraufhin mit den Schultern zucken und sagen:

„Du und deine Kritik, Ihr habt gerade 9:1 verloren. Ist also dein Problem, nicht meins! “

Das wäre doch auch mal was, oder?

"Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab" (Mark Aurel)

1 Kommentar:

  1. Hallo,
    ich habe das jetzt zweimal gelesen und finde es richtig gut und für mich auch zum richtigen Zeitpunkt...schön.
    Liebe Grüße
    Siggi

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